Ein Blick auf die wechselvolle Geschichte von 1783 bis heute
Die „Keimzelle“ des Burghauser Grund- und Hauptschulwesens, die Hans-Stethaimer-Schule in der Altstadt, feiert am Samstag, 8. Mai, 2010, das 80jährige Bestehen ihres Haupthauses am Stadtplatz. Dazu eine Zusammenfassung der Geschichte des altehrwürdigen Schulhauses:
Im heutigen Nebenhaus der Stethaimer-Schule, rechts neben dem Burgsteig gelegen und im Kern wohl auf das 17./18. Jahrhundert zurückzuführen, wurden seit 1783 Jungen in einer Knabenschule unterrichtet, vorher war es zweigeteilt gewesen in das so genannte „Pfarrorganistenhaus“ und das „Salzburger Botenhaus“.
Die Mädchen waren damals noch in der Schule des Instituts der Englischen Fräulein untergebracht. Um 1900 wurde die Knabenschule zu klein: Nach anfänglichen Überlegungen, die Schule in den Kornkasten und den Haberkasten auf der Burg zu verlegen, kaufte die Stadt 1907 die benachbarten Kaufhausgebäude der Familien Auer und Waldinger, um dort weitere Klassenräume einzurichten. Die beiden Gebäude bilden heute den rückwärtigen Teil des Haupthauses.
Vorher, von Anfang des 15. Jahrhunderts bis zum großen Stadtbrand 1504, hatte der Gebäudestandort unter anderem bereits als Stadtresidenz der niederbayerischen Herzöge, später des herzoglichen Bannrichters Peter Franz Grembs und dann des Geheimen Rats und Rentmeisters Maximilian Joseph Reichsfreiherr von Berchem gedient.
Mit dem Umbau der beiden früheren Kaufhausgebäude erfuhr der Schulstandort am Stadtplatz eine rasante Aufwärtsentwicklung: Betrug im Schuljahr 1925/26 die Schülerzahl noch 180, waren es 1928/29 bereits 302. 1929 wurde das neue Hauptgebäude an die teilweise abgetragenen älteren Gebäude angebaut. Das heutige äußere Erscheinungsbild entstand, wobei bauliche Elemente der älteren Gebäude aus der Spätgotik, wie beispielsweise das Kreuzrippengewölbe im Vorraum des Erdgeschosses, erhalten blieben. Am 2. September 1930 wurde die Altstadtschule mit neun Klassenzimmern, Physik- und Zeichensaal, Bibliothek und Lehrerzimmer eröffnet. Der Burghauser Anzeiger berichtete damals: „Der Bau ist insofern bemerkenswert, als er den Versuch darstellt, moderne Zweckbauweise mit historisch gewordener Architektur zu vereinen.“ Die Turnhalle zwischen dem alten Nebengebäude und dem Hauptgebäude wurde 1936 fertiggestellt. Bis ins Schuljahr 1943/44 stieg die Anzahl der Schüler auf den historischen Höchststand von 977 – ein Spiegel des Aufstiegs der mittelalterlich geprägten Salzachstadt zur modernen Industriekommune. Bis in die 40er Jahre war übrigens auch noch ein Kindergarten in der Altstadtschule untergebracht.
Nach dem Krieg spürte die Altstadtschule die enorme Entwicklung der Burghauser Neustadt deutlich: Wurden im Schuljahr 1952/53 noch 504 Schüler unterrichtet, sank die Anzahl 1953, mit Eröffnung der Johannes-Hess-Schule in der Neustadt, auf durchschnittlich noch 300. Die vorhandenen Räumlichkeiten der Altstadtschule wurden jedoch in den 50er und 60er Jahren gerne von anderen Schulen genutzt: Von 1956 bis 1960 waren Klassen der städtischen Oberrealschule im Schulhaus ansässig, von 1962 bis 1967 befand sich eine private Handelsschule im Nebengebäude. Anschließend zog hier die „Internationale Schule“ ein, die während des Baus des damaligen Marathon-Werkes – heute OMV Deutschland – für die Kinder der amerikanischen Mitarbeiter zuständig war. 1968/69 wurde eine Klasse der evangelischen Volksschule ins Schulgebäude ausgelagert, bereits vorher, von 1949 bis zum Bau des Aventinus-Gymnasiums, war eine evangelische Konfessionsschule in der Altstadtschule beheimatet.
Einen weiteren Einschnitt bei den Schülerzahlen erfuhr die ab 1970 als „Hans-Stethaimer-Schule“ benannte Altstadtschule durch die Eröffnung der beiden Grund- und Hauptschulen, Hans-Kammerer- bzw. Franz-Xaver-Gruber-Schule: Waren in den 70er Jahren durchschnittlich noch 220 Schüler in der Stethaimer-Schule untergebracht, pendelte sich dies in den letzten Jahren auf heute rund 90 Schülerinnen und Schüler ein. 1994 wurde die Grundschule Raitenhaslach in die Altstadtschule eingegliedert, so dass im aktuellen Schuljahr 2009/2010 insgesamt 124 Kinder in den Schulhäusern in der Altstadt und in Raitenhaslach unterrichtet werden. Dazu kommen noch in Kooperation mit dem Förderzentrum Pestalozzi-Schule Neuötting drei Förderklassen für förderungsbedürftige Grundschul-Kinder und ein Sprachheilkindergarten, die in den Räumlichkeiten der Altstadtschule angesiedelt und voll integriert sind in das gesamte schulische Leben.
Jahr | Beschreibung |
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1969 | Einführung des Schulverbandes Emmerting-Mehring-Raitenhaslach |
1970 | Abstufung der Raitenhaslacher Schule zur Grundschule. Auch zwei fünfte Klassen aus dem Schulverband Emmerting/Mehring werden in Raitenhaslach unterrichtet. |
1978 | Gebietsreform: Mit der Durchführung der Gebietsreform wird die Gemeinde zweigeteilt (Eingemeindung in Burgkirchen und Burghausen). Der Schulsprengel wird nicht angetastet. |
1980 | Alle Schulkinder aus dem Schulsprengel Raitenhaslach mit Wohnort Gemeinde Burgkirchen müssen in Burgkirchen eingeschult werden. Damit sinkt die Anzahl der Raitenhaslacher Schüler rapide (nur noch Klasse 1/2 und 3/4). |
Ab 1990 | Beständiger Kampf die Schule angesichts der schwindenden Schülerzahlen zu erhalten. Unter vereinten Kräften der Stadt Burghausen, den Lehrer, Eltern und Gemeindemitgliedern, den Vertretern von Kirche und Parteien gelang es auf lange Sicht den Bestand der Grundschule Raitenhaslach zu sichern. |
1994 | Die Eigenständigkeit der Grundschule Raitenhaslach hört auf, sie wird der Hans-Stethaimer-Schule Burghausen/Altstadtschule angegliedert. |
Im Jahre 2004 | feierte die Schule 200jähriges Bestehen. Sie wies im Rückblick drei, vier oder sogar sieben Klassen auf. Nach dem Krieg wurden 257 Kinder unterrichtet, heute beleben 45 Kinder das Schulhaus Raitenhaslach. |
Schulleiter seit 1945 | |
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1945 – 1974 | Otto Schmid |
1974 – 1975 | Woldan Waltraud |
1975 – 1994 | Lex Elfriede |
1994 – 1999 | Gimpel Brigitte |
1999 – 2007 | Klingshirn Maria |
2007 – 2021 | Burgstaller Margit |
ab 2021 | Schumergruber Julia |